Na, wer von euch kann sich noch an die gute alte Zeit erinnern, wo man noch mit 1 bis 2 Freunden zu einem Gig gefahren ist und jeder 2 Plattenkoffer voll mit den besten Vinyls mitgeschleppt hat? Eine Auswahl der 200 bis 300 angesagtesten Tracks. Wo man trotzdem als Held gefeiert wurde, auch wenn man zum Gast beim Musikwunsch gesagt hat: “Sorry, die Scheibe hab ich heute nicht dabei!”. Eine Zeit, wo DJs noch bei der Arbeit richtig ins Schwitzen gekommen sind. Platten raussuchen, schräg in den Koffer stellen und somit seine Prepare-List vorbereiten. Eine Zeit, in der man auch mal einen richtig guten Track zweimal am Abend gespielt hat. Wo man morgens früh um 7 vor dem Plattenladen angestanden hat, um die neuste Scheibe zu kaufen. Der ein oder andere kann sich noch an diese Zeit erinnern. Ich mich auch! Und ich muss sagen, auf der einen Seite vermisse ich sie und auf der anderen Seite hat man heute viel mehr Möglichkeiten. Deshalb werde ich euch in meiner Artikel-Reihe zu Digital DJing alles über den DJ 2.0 erzählen und kann euch so vielleicht den ein oder anderen Tipp geben, wie ihr Herr des Digital DJing werdet.
Welche Möglichkeiten habt ihr heute als DJ?
Früher war alles ganz klar und einfach: Man wollte DJ werden, also brauchte man Schaltplatten, die Frage, ob man Schallplatten- oder Laptop-DJ sein wollte, stellte sich damals einfach nicht. Anfang der 90er eroberten dann die Doppel-CD-Player die Clubs. Heute sieht das alles ganz anders aus: Der DJ hat eine riesige Auswahl und bringt sein Equipment teilweise selbst mit in den Club. Ob Audio-Interface, Midi-Controller oder USB-Stick. Mittlerweile sind dem DJ keine Grenzen mehr gesetzt. Und aus den 200 bis 300 Tracks für einen Abend sind mal schnell 20.000 bis 30.000 Tracks geworden. Kein DJ möchte vom Gast schräg angeschaut werden, weil er nicht den allerneusten Track hat. Deswegen sind ein Laptop oder zumindesten 2 riesige USB-Sticks Pflicht. Am Tag des Gigs werden noch mal schnell die 100 neusten Tracks runtergeladen, damit man auch wirklich jeden Gast zufrieden stellt.
Der Laptop – eure Schaltzentrale
Ob ihr heute einen Windows-Laptop oder ein Macbook zum Auflegen nutzt – da scheiden sich immernoch die Geister. Aber fast alle DJs nutzen ein Laptop als Speichermedium und mit der richtigen DJ-Software werden die MP3 (hoffentlich in einer guten Qualität) wiedergegeben.
Audio-Interface oder Midi-Controller?
Zur Frage, wie nun die Wiedergabe erfolgt, gibt es heutzutage extrem viele Antworten. Viele Anbieter bringen fast im Monatstakt neue Produkte dazu auf dem Markt. Fakt ist, dass das Produkt einen USB-Anschluss braucht sowie einen Chinch-/XLR-Anschluss, um den Track wiederzugeben und über die Anlage abzuspielen.
Audio-Interface
Das ist echt genial: Eine Soundkarten-Modul, das zwischen Mischpult und CD-Playern angeschlossen und mit dem Laptop verbunden wird. Somit könnt ihr im Club oder auf der Party gute alte analoge Technik nutzen, aber dennoch auf eure komplette Libary zurückgreifen.
Midi-Controller
Der Midi-Controller rückt in letzter Zeit immer stärker in den Fokus der DJs. Zum einen sind es Geräte, die Mischpult und Player vereinen, und zum anderen ist der Midi-Controller mit der passenden Software in der Lage, die Tracks live zu remixen. Ein weiterer Vorteil ist, dass es Controller in den unterschiedlichsten Größen gibt und diese somit teilweise nicht größer als ein Laptop sind. Sie sind also unheimlich mobil und flexibel.
USB-Stick
Mittlerweile ist es sogar möglich, dass man als DJ nur noch mit 1 bis 2 USB-Sticks bewaffnet zum Gig fährt. Gerade bei den Booking-DJs hat es sich etabliert, die Setlist auf dem USB-Stick vorzubereiten und zum Gig mitzunehmen. Neuster Clubstandard, wie die Nexusserie von Pioneer, lässt es zu, die USB-Sticks in die CD-Player zu stecken und direkt loszulegen. Dabei sind die CD-Player miteinander vernetzt. Ihr könnt also mit dem Deck 2 auf den USB-Stick von Deck 1 zugreifen und abspielen. Einfach Wahnsinn, was die Technik heute alles zu bieten hat!
Mein Fazit
Ich persönlich finde Digital DJing gar nicht so schlecht. Natürlich geht dabei das Handwerk als solches durch diverse Sync-Funktionen und andere Hilfsmittel verloren, aber das Gefühl für das Publikum und die Trackauswahl bleibt immernoch beim DJ. Gerade in der Anfangszeit als mobiler DJ muss man keine Unsummen für Equipment ausgeben und kann mit einem Midi-Controller und einem Laptop schon voll durchstarten. Allerdings ist dadurch auch die Konkurrenz größer.
Noch ein Tipp nebenbei
Ich werde euch in den nächsten Wochen zu verschiedenen Aspekten des Digital DJing ein paar spannende Sachen vorstellen und euch so hoffentlich die ein oder andere Inspiration mitgeben. Aber den wichtigsten Tipp möchte ich euch heute direkt mit auf dem Weg geben: Habt immer einen Plan B! Denn da, wo Software und digitale Technik im Spiel sind, können auch Fehler passieren. Euer Midi-Controller kann ausfallen, die Software kann hängen bleiben oder der Laptop kann heiß laufen. Hab ich alles schon miterlebt. Ich persönlich habe deshalb immer einen Mp3-Player mit mindestens einem 30- bis 45-Minuten-Mix dabei und mit einem Cinch-Kabel angeschlossen, damit die Musik, wenn sie mal ausfällt, nur für ein paar Sekunden weg ist. Während der Mix läuft, habt ihr Zeit, nach der Technik zu schauen oder gegebenenfalls für Ersatz zu sorgen.
Habt ihr Erfahrung mit Digital DJing oder seid ihr noch DJ der alten Schule? Habt ihr vielleicht den ein oder anderen Tipp zum Thema Digital DJing? Schreibt uns einfach eure Erfahrungen und Vorlieben in einem Kommentar.
Tipps
Versicherung: Gutes und teures Equipment sollte auch gut versichert sein. Wir haben für euch DJ-Equipmentversicherungen verglichen.
Bereits 2001 hatte ich mit dem damaligen Vorreiter BPM-Studio voll auf Digital-DJing umgestellt und es 2004 mit Final-Scratch (Vinylsteuerung) ergänzt. Es ist mir seither schleierhaft, dass es noch immer Kollegen gibt, die auf die begrenzte Auswahl ihrer mitgebrachten CDs zurückgreifen – dabei ist das ja eigentlich ebenfalls digitales DJing, nur mit einem vorsintflutlich anmutendem und extrem unkonfortablen Speichermedium. Vinyl ist im Hiphop-/Blackbereich zwar noch sinnig, bei Elektro/Techno aber wirklich überholt. Da kann man mit guten Controllern/SW viel creativer und spontaner arbeiten. Generell gilt: Dadurch, dass ich mich nicht lange mit Trackauswahl/laden beschäftigen muss, wie früher, bin ich mental mehr bei den Leuten auf der Tanzfläche und kann auch 5Sek. vor Ende eines Titels noch schnell umdisponieren, wenn die Stimmung kippt.
Den standardmäßigen Laptop halte ich übrigens wegen seiner Temperaturanfälligkeit für weniger geeignet im rauhen VA-Alltag. Ich nutze ein 19″-System mit zwei sich spiegelnden HDs im RAID-1-Modus so wie es in anderen industriellen Anwendungen selbstverständlich ist. CNC-Maschinen werden auch nicht von einem Laptop gesteuert. So hatte ich in 16 Jahren noch kein einzigen Ausfall – und die ersten Jahre sogar noch unter Win ME! 😉
Backup – klar habe ich immer einen immer geupdateten Laptop mit Mehrkanalsoundkarte + alten Battlemixer dabei.
Ja definitiv ist durch das digital Dj Ing vieles einfacher geworden als es früher war.
Dennoch gibt es Kollegen die sehr gern auf alt bewährtes zurück greifen um beim Handwerk zu bleiben.
Bin aber der Meinung das die Art des Auflegens eine andere wird (digital). Denn die Möglichkeiten sind dadurch so groß geworden ,das natürlich auch das Niveau und der Anspruch ein immer größeres wird.
Um im Wettbewerb und erfolgreich zu bleiben sollte schon der Blick auf die Digitalisierung geworfen werden. Und trotzdem gibt es grundlegende Dinge die man nur in der alten Art des mixen lernt. Wer anfängt müsste erstmal mit älteren Equipment lernen um die Grundsubstanzen zu kennen.