Kurz mal nicht hingesehen und schwups, ist die eigene Braut weg! Die Brautentführung gehört zu den Klassikern der Hochzeits-Bräuche, auch wenn sie nicht in allen Regionen Deutschlands bekannt ist und gepflegt wird. Daher unser Tipp: Bevor du eine aufwendige Brautentführung planst, erkundige dich erst einmal, ob so eine Aktion bei den frisch gebackenen Eheleuten für Riesen-Spaß und Lacher sorgt – oder ob sie so gar nicht erwünscht ist und wohlmöglich die ganze Feier sprengt!
Woher kommt die Brautentführung?
Die Brautentführung ist eine alte Tradition, die je nach Region auch Brautraub, Brautstehlen, Stehlen der Braut, Maschkara, Maschkern oder Brautverziehen genannt wird. Dabei wird die Braut vor oder während der Hochzeitsfeier “entführt” und an einem Ort versteckt, an dem ihr Bräutigam sie finden und befreien bzw. “auslösen” muss. Besonders beliebt ist dieser Brauch in Süddeutschland um München, Österreich und der Schweiz und wird überall ein wenig anders durchgeführt.
Wozu das Ganze?
Erstens kann so eine Brautentführung natürlich für alle Beteiligten ein großer Spaß sein, bedenkt man, dass dabei mitunter nicht nur viel getrunken wird, sondern der Bräutigam sich auch allerhand witziger Aufgaben stellen muss, um seine Braut zurückzubekommen. Andererseits soll es den Bräutigam jedoch auch immer daran erinnern, gut auf seine Ehefrau aufzupassen.
Brautentführung Ablauf
Die klassische Brautenführung findet während der Hochzeitsfeier statt, wobei die Entführer versuchen, die Braut so zu stehlen, dass der Bräutigam davon zunächst nichts mitbekommt. Gelingt dies, muss der Bräutigam zur Strafe mit einem als Braut verkleideten Besen tanzen. Der Brautentführung-Ablauf ist wie folgt.
Step 1 – Brautentführung
Die Entführer schnappen sich die Braut möglichst unauffällig – zum Beispiel während eines Tanzes, bei dem einer von ihnen einfach mit ihr zur Tür hinaustanzt. In manchen Regionen gehört es außerdem dazu, auch den Brautstrauß „mitgehen“ zu lassen. Anschließend wird die Braut in ein nahegelegenes Versteck gebracht. Besonders beliebt ist dafür eine Kneipe, in der die Entführte und ihre Begleiter bei Getränken und lustigen Spielen weiterfeiern können. Wer mag, kann daraus auch gleich eine kleine Kneipentour machen.
Step 2 – Brautentführung
Sobald die Braut entführt wurde, wird der Bräutigam darüber informiert – zum Beispiel durch einen geheimnisvollen Anruf, eine aus Zeitungsbuchstaben gebastelte Botschaft, die groß auf einer Leinwand im Festsaal erscheint, oder ein witziges Foto der Braut in ihrem Versteck, das direkt auf sein Handy geschickt wird.
Step 3 – Brautentführung
Der Bräutigam begibt sich auf die Suche – am besten zusammen mit seinem Trauzeugen, der idealerweise bereits von den Entführern eingeweiht wurde. So kann er unauffällig Hinweise geben, falls der Bräutigam einmal gar nicht mehr weiterweiß. Zwischendurch sollte das Entführerteam kleine Tipps übermitteln, damit der Bräutigam ohne allzu große Umwege (und mit Blick auf die Zeit) zum Versteck gelangt.
Step 4 – Brautentführung
Hat der Bräutigam das Versteck gefunden, können die Entführer ihn zunächst verschiedene lustige Aufgaben erfüllen lassen – etwa ein Lied singen, mit verbundenen Augen einen Hindernislauf absolvieren oder ein paar Getränke für Braut und Entführer spendieren. Oft muss er sogar die Rechnungen aller besuchten Kneipen übernehmen. Der Kreativität der Entführer sind dabei keine Grenzen gesetzt. Falls der Brautstrauß auf der Feier geblieben ist, kann der Bräutigam seine Braut auch symbolisch mit diesem „freikaufen“.
Step 5 – Brautentführung
Nach erfolgreich bestandenen Aufgaben darf der Bräutigam seine Liebste endlich wieder in die Arme schließen und gemeinsam mit ihr zurück zur Hochzeitsfeier gehen.
Wenn du dich an diesen beschriebenen Ablauf hältst, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.
Regeln bei der Brautentführung
Die Braut sollte auf keinen Fall gegen ihren Willen entführt werden. Ebenso versteht es sich von selbst, dass die Entführer darauf achten, ihr Outfit weder zu verschmutzen noch zu beschädigen – schließlich möchte sie auch nach der Aktion noch entspannt weiterfeiern können. Eine Brautentführung sollte maximal ein bis zwei Stunden dauern, damit sich die Gäste nicht langweilen, der Ablauf der Hochzeit nicht unnötig durcheinandergerät und noch Zeit für weitere Hochzeitsspiele bleibt. Ideal ist es, wenn die Hochzeitsgäste in dieser Zeit mit anderen Programmpunkten unterhalten oder aktiv in die Entführung eingebunden werden.
Tipp für Brautenführer: Lass dir den genauen Zeitplan der Hochzeit geben und weihe Trauzeugen und den eventuellen Zeremonienmeister über deine Pläne ein, damit die Aktion zeitlich in die Abläufe integriert werden kann.
Alternativen
Wenn das Brautpaar partout keine Brautenführung möchte, damit die Hochzeitsfeier selbst dadurch nicht gestört wird, kannst du die Brautentführung auch in den Polterabend, den Junggesellenabschied oder den Junggesellinnenabschied integrieren. Und natürlich kannst du auch zur Abwechslung mal einen Bräutigam statt der Braut entführen.
Warst du selbst schon einmal in eine Brautenführung verwickelt? Und läuft der Brautraub in deiner Region vielleicht ganz anders ab? Wir sind gespannt und freuen uns auf deine Kommentare.
Titelbild: © iofoto / Dollar Photo Club